Judo

Ju-Jutsu

Abteilung PTSV Hof

Vereinschronik

1962 wurden in Hof die ersten Geldzusteller der Oberpostdirektion in waffenloser Selbstverteidigung ausgebildet, und somit das Interesse an Judo geweckt. Unter der Führung und Initiative von Albert Janich, der seine Ausbildung durch den BGS erfuhr, wird am 02.10.1962 die Judo-Abteilung im Postsportverein Hof gegründet. Er selbst übernimmt die Abteilungsleitung, und Herr Wittmann vom BGS Hof wirkt in der alten Turnhalle der Schillerschule als Übungsleiter.

Doch wie kam Judo überhaupt erst den weiten Weg von Japan nach Deutschland?

Jigoro Kano. Erwin Bälz. Soll man die Geschichte des Judo erzählen, kommt man an diesen beiden Namen nicht vorbei! Erwin Bälz, als Professor an der Kaiserlichen Universität in Tokio tätig, stellte ein "Rückgang der Tradition und der körperlichen Bewegung" sowie einen "Fortschritt bei den Wissenschaften" der Studenten fest. Er beauftragte in diesem Sinne einen seiner eigenen Studenten, eine Art der Körperertüchtigung zu "installieren" die vereinbar ist mit den alten Werten der Japaner und zugleich Möglichkeiten der "Selbsterziehung" von Körper und Geist beinhaltet.

Der junge Kano griff diese Anregung gerne auf. Schon vorher hatte er sich mit der alten, aus China stammenden Selbstverteidigung Jiu-Jitsu beschäftigt. Diese "Geheimwissenschaft" wurde schon von der mittelalterlichen japanischen Krieger-Kaste der Samurai in verschiedenen Schulen von den Meistern an die Schüler weitergegeben. Nach dem Ende der Feudalherrschaft Mitte des vorletzten Jahrhunderts und dem damit verbundenen Verlust der Vormachtstellung der Samurai geriet diese Kunst der Kampfart, die im Schlachtfeld angewendet auch durchaus tödliche Techniken beinhaltete, mehr und mehr in Vergessenheit. Nur noch wenige "Meister" lehrten Mitte des 19. Jahrhunderts noch Jiu-Jitsu in Japan.

Kano trug sein Wissen aus verschiedenen Schulen zusammen, verzichtete dabei allerdings auf schmerzhafte bzw. verletzende und gefährliche Techniken. Er entwickelte so eine Kampfsportart mit Techniken, die der Verteidigung dienten. Er nannte diese neue Form JUDO, den sanften Weg. Hierdurch versuchte er das Prinzip "Siegen durch nachgeben" ebenso auszudrücken, wie die Erlangung körperlicher Kunstfertigkeit und die Möglichkeit der geistigen Persönlichkeitsentwicklung. Grundprinzip  des Judo wie "Durch gegenseitiges Helfen zu beiderseitigem Wohlergehen" und "Bester Einsatz von Körper und Geist", die bis heute Gültigkeit haben, verdeutlichen Kanos Zielsetzung weiter.

Im Jahre 1882 gründete er die erste Schule in Tokio, den Kodokan (Schule zum Studium des Weges).

Die Entwicklung des Judo-Sports in Deutschland ist durch verschiedene Ereignisse geprägt. Durch den "Boxer-Aufstand" in China (1894-1901) und dem russisch-japanischen Krieg (1904/05) tauchten hier die ersten Berichte über asiatische Nahkampftechniken au, die auch als Sportarten gelehrt wurden.

Im Jahre 1906 legen auf Einladung von Kaiser Wilhelm II. zwei japanische Kreuzer in Kiel an. Nach einer Vorführung dieser Nahkampftechniken gibt dieser Anweisung einen Jiu-Jitsu-Lehrer zu engagieren. Die ersten japanischen Lehrmeister sind Agitaro Ono und Katsuguma Higashi.

Der bedeutendste Schüler ist Erich Rahn. Er gründet noch im selben Jahr die erste deutsche Jiu-Jitsu-Schule (die bemerkenswerter Weise heute noch existiert) in Berlin. 1910 wurden ebenfalls in Berlin die ersten Kriminalbeamten in dieser Kampfsportart ausgebildet.

Während des 1.Weltkriegs kommt die weitere Entwicklung vollständig zum Erliegen.

Erst im Jahr 1922 wird in Frankfurt/Main durch Alfred Rhode wieder der erste Verein in Deutschland gegründet. Er war es auch der 1925 Kontakte zu englischen Judo-Vereinen aufnimmt, während Jiu-Jitsu hierzulande Einzug in den Hochschulen hält. Nach langen Bemühungen finden 1929 internationale Judo-Wettkämpfe zwischen London und Frankfurt statt. Bei diesen Begegnungen wurden die deutschen Athleten das erste mal mit dem "tatsächlichen japanischen Judo" konfrontiert, da sich Jiu-Jitsu für den Wettkampf als ungeeignet erwies.

Unter Alfred Rhode fand in Frankfurt 1932 die erste internationale Judo-Sommerschule mit japanischen Lehrern statt. Dies war die Geburtsstunde des "Deutschen Judo Ring" und der "Europäischen Judo Union (EJU)".

Jigoro Kano, inzwischen selbst Professor, hält 1933 mehrere Lehrgänge in Deutschland ab. Ein Jahr später finden in die ersten europäischen Judo-Einzelmeisterschaften in Dresden statt. Die Sommerschule 1939 ist die letzte internationale Begegnung der Judoka vor dem Krieg.

Durch die alliierten Besatzungsmächte wurde Judo zwischen 1945 und 1948 in Deutschland verboten.

1952 gründete sich mit dem Nordrhein-Westfälischen Judo-Ring der erste Nachkriegs-Verband. Kurz darauf wurde von Alfred Rhode das deutsche Dan-Kollegium (DDK) gegründet. Bereits 1953 bestand mit Ilse Brief die erste Frau in Deutschland die Prüfung zum 1.Dan. Noch im gleichen Jahr wurde der DJB (Deutsche Judo Bund) in Hamburg ins Leben gerufen, der 1956 (inzwischen mit immerhin 10.500 Mitgliedern) offiziell in den Deutschen Sportbund (DSB) Einzug hält.

Nach langen Anstrengungen und Bemühungen wird der Judo-Sport 1964 in Tokio "olympisch". Bei diesen Spielen werden durch Wolfgang Hofmann und Klaus Glahn gleich eine Silber- und eine Bronze-Medaille errungen.

Das Jahr 1965 ist für den Judo-Sport in Deutschland nicht nur geprägt durch eine explosionsartige Steigerung der Mitgliederzahlen (über 30.000) sondern hauptsächlich durch Han Ho San´s Berufung zum Bundestrainer des DJB. Keiner wird damals gedacht haben, dass er erst 1999 als dienstältester Bundestrainer aller Sportarten in den verdienten Ruhestand geht. Unter ihm wird die deutsche Nationalmannschaft 1967 das erste mal Europameister.

Der Startschuss für die Judo-Bundesliga fällt im Jahr 1969. Im gleichen Jahr erringen Klaus Glahn, der seine Wettkampfkarriere bis 1973 erfolgreich fortsetzt, und Peter Herrmann jeweils Silbermedaillen bei den Weltmeisterschaften. Ein Jahr später hebt der DJB das Verbot der Frauen-Judowettkämpfe auf.

Seit den 70er Jahren erfährt der Judo-Sport in Deutschland einen stetigen Aufschwung, nicht nur bei den Mitgliederzahlen, sondern ebenfalls bei der internationalen Anerkennung und den Wettkampferfolgen.